Googles Browser DRM kommt nicht gut an

Google hat da mal wieder einen neuen Vorschlag auf den Tisch gebracht: den Web Environment Integrity Standard. Das Ganze soll dabei helfen, Manipulationen in sozialen Medien wie Fake-Engagement oder Ad Fraud zu verhindern und damit dem Betrug mit Online-Anzeigen ein Ende setzen. Klingt doch eigentlich nicht schlecht, oder?

Aber halt! Nicht so voreilig jubeln, meint Julien Picalausa im Blog von Vivaldi, einem Browser-Hersteller. Er nennt die Spezifikation „toxisch“ und hat auch gute Argumente dafür. Hier geht es nämlich darum, dass dieser Standard den Website-Betreibern erlaubt, einem Browser mitzuteilen, ob er von einer „autorisierten dritten Partei“ als vertrauenswürdig eingestuft wird. Das bedeutet, dass diese „autorisierte dritte Partei“ entscheiden kann, welchen Browsern vertraut wird und welchen nicht. Klingt schon komisch, oder?

Picalausa befürchtet, dass das zu einer Einschränkung der Wahlmöglichkeiten führen könnte. Jeder neue Browser würde erstmal kein Vertrauen genießen, bis er beweisen kann, dass er vertrauenswürdig ist. Und wer entscheidet das? Genau, die ominöse „autorisierte dritte Partei“. Das kann zum Beispiel Microsoft sein, wenn es darum geht, welche Browser im Windows Store als vertrauenswürdig gelten. Microsoft würde sicherlich seinem eigenen Edge-Browser vertrauen, aber andere Browser-Hersteller müssten dann auf das Wohlwollen von Microsoft hoffen. Da kann man schon ins Grübeln kommen, oder?

Auch andere Experten wie Brian Grinstead von Mozilla sehen das kritisch. Sie befürchten, dass solche Mechanismen die Offenheit des Web-Ökosystems einschränken und den Nutzern schaden könnten. Cory Doctorow betont auf seinem Blog sogar, dass diese Technologie uns das Recht auf technologische Selbstbestimmung nehmen könnte. Das klingt alles nicht gerade nach einem entspannten Ausflug ins Internet, oder?

Und dann gibt es auch noch jede Menge unklarer Punkte in dem Vorschlag. Wie genau sollen die „attesters“ eigentlich arbeiten? Werden Verhaltensdaten verwendet, um zu entscheiden, ob der Nutzer sich wie ein Mensch verhält? Und was ist mit Accessibility-Tools und Erweiterungen? Werden die davon beeinflusst? Fragen über Fragen!

Google hat ja schon öfter seine Machtposition ausgenutzt, um umstrittene Standards durchzudrücken. Denken wir nur an FLOC. Und jetzt scheint es so, als würde das Unternehmen auch bei Web Environment Integrity auf die gleiche Art vorgehen. Das API wird schon fleißig in den Chromium-Browser eingebaut.

Insgesamt ist die Stimmung also eher skeptisch und besorgt. Es gibt viele kritische Stimmen, die sich Sorgen um die Zukunft des Webs und der Nutzer machen. Man darf gespannt sein, wie sich die Diskussion weiterentwickelt und ob Google seinen Vorschlag möglicherweise noch einmal überdenkt. Wir sollten auf jeden Fall wachsam bleiben und unsere Wahlmöglichkeiten im Internet nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.

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